strandscherbe

Eine Scherbe,

Reiste unfreiwillig Strömungsfort.
Diese ward vom Meeresgrundesand
So gequält, daß alles Wasser weinte.
Nach Jahrenden trieb sie an den Strand,
Fernen Strand; war völlig glatt geschliffen.

Hat ein Badestrolch sie aufgegriffen,
Merkte gleich, daß sie kein Bernstein, gar
Rauchtopas oder noch edler war,
Und ließ doch das funkelschöne Ding
Kunstvoll fassen in einen Ring.

Und vererbt, gestohlen, hingegeben
Mag die Scherbe durch Jahrhunderte
Als verkannte, aber doch bewunderte
Abenteuerin noch viel erleben.
Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

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